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Nur noch fünf Minuten Smartphone, Mama!

Über den erhöhten Medienkonsum von Familien in Zeiten von Corona

Erschienen am 16. April 2020 · Autorin Birte Frey und Vera Borngässer

Kinder und Erwachsene konsumieren mehr Medien in diesen Tagen. Das ist verständlich. Freunde treffen, Sport Verein und andere Freizeitaktivitäten fallen im Moment flach. Unsere Medienpädagogin Vera Borngässer hat deshalb einige Tipps zusammengestellt, wie Sie und Ihre Familie einen guten Weg für Ihren Medienkonsum in Zeiten von Corona finden.

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Unsere Tipps gegen negative Folgen bei erhöhtem Medienkonsum

Bei kurzfristig hohem Medienkonsum von Kindern können folgende Probleme auftreten:

  • Das Kind hat Schwierigkeiten, wieder ins analoge Spielen zurückzufinden

Unser Tipp: Am besten vorher gemeinsam überlegen, was das Kind anschließend macht.

  • Das Kind ist unausgeglichen (vor allem nach aufregenden Spielen oder vielen YouTube-Videos in Folge).

Unser Tipp: Gut überlegen, was zu welcher Tageszeit geht und was nicht. Gezielt „Ruhephasen“ in den Tag einbauen; zum Beispiel nach dem Schema: Medienzeit ist immer vor dem Mittagessen, so dass Eltern beim Essen mit ihrem Kind über die soeben erfahrene Medienzeit sprechen können.

  • Digital ist vieles möglich, deshalb nutzen wir diese Möglichkeiten — manchmal zu oft.

Unser Tipp: Was auch ohne Internet / Computer / Tablet möglich ist, sollte ohne die Geräte gemacht werden. Beispiel: Hörspiel oder Musik nicht über YouTube, sondern über die Stereoanlage abspielen.

  • Typische Regeln wie Zeitvorgaben passen nicht zum Kind oder zur Familiensituation.

Unser Tipp: Vertrauen Sie ihrem eigenen Bauchgefühl. Alle Kinder reagieren unterschiedlich auf Mediennutzung; bei manchen sind strikte Grenzen notwendig und sinnvoll, bei anderen eher weniger. Wir empfehlen dazu auch das Buch „Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss!“ von Patricia Cammarata.

Aber wann ist Schluss? Gibt es zu viel Medienkonsum in der Krise?

Unsere Medienpädagogin Vera Borngässer unterscheidet ganz klar zwischen temporärer Ausnahmesituation und jahrelangem übermäßigem Medienkonsum. Sie empfiehlt Eltern, sich keine Sorgen zu machen, wenn ihre Kinder oder sie selbst aktuell mehr Medien nutzen.

Das bedeutet: Absprachen von Medienzeiten, die schon bestanden, müssen jetzt flexibler gesehen werden und vieles ist neu zu besprechen.

Folgende Punkte sollten Sie bedenken und mit Ihrem Kind besprechen:

  • Was genau fällt unter Bildschirmzeit? TV, Smartphone, Tablet, Spielkonsolen?
  • Wie gehen Sie mit der Zeit um, die Ihr Kind für die Schule am Computer benötigt?
  • Zählt Videochatten mit den Großeltern und Freunden auch als Bildschirmzeit?
  • Wie messen Sie Zeit am PC genau – zählen nur YouTube und Spiele?
  • Wenn Ihr Kind kreativ wird und einen Trickfilm mit dem Smartphone erstellt – geht das dann von seiner Bildschirmzeit ab?

Wie können Eltern Ihren eigenen erhöhten Medienkonsum regulieren und welche positive Folgen kann das haben?

  • Sich selbst Grenzen setzen und notfalls den Wecker stellen.
  • Die eigene Nutzungszeit kontrollieren. Das geht z.B. mit Apples Funktion „Bildschirmzeit“ oder der Funktion „Digital Wellbeing“ ab Android 9 (jeweils zu finden in den Einstellungen).
  • Sich bewusst medienfreie Zeiten setzen, zum Beispiel beim Essen.
  • Überlegen, was man Schönes mit (oder ohne) Medien lernen möchte.

Diese Selbstbegrenzung kann positive Folgen, auch für die Zeit nach Corona, haben. Viele Menschen haben ja auch ohne Corona das Gefühl, sich online zu verlieren oder Zeit zu vergeuden. Durch unsere Tipps können sie diesem Gefühl entgegenwirken. Ein weiterer Punkt: Mit jedem Artikel, den wir bei Facebook und Co über Corona anklicken und lesen, zeigt uns das soziale Netzwerk mehr Artikel zu diesem Thema. Eine selbstverstärkende Negativspirale. Wer weniger Zeit online verbringt, senkt also auch das Risiko im sorgenvollen Beobachten der Nachrichten zu versinken.

Wir hoffen, dass wir Sie mit unseren Anregungen in dieser schwierigen Zeit etwas unterstützen konnten.

Herzliche Grüße
Birte Frey und Vera Borngässer vom Team Digitale Helden