#Heldenhacks

Ein Blick durch die rosarote Filterbrille

Wie sich Beautyfilter auf Schönheitsideale auswirken

Erschienen am 14. September 2021 · Autorin Nika Tavangar

Social-Media-Kanäle wie Instagram haben viele tolle Funktionen. Zum Beispiel den Austausch mit Freund*innen oder die Bildung der eigenen Identität. Eine gute Selbstdarstellung ist dabei essenziell — je schöner und erfolgreicher, desto mehr Anerkennung. Um das eigene Bild optisch aufzuwerten, werden zahlreiche Filter genutzt. In diesem Beitrag lesen Sie, wie Sie ihr Kind dabei unterstützen können, einen kritischen Blick für Filter zu entwickeln.

Mirror selfie woman taking picture with mobile phone in store mirror shopping for clothes looking at her fashion oufit for office taking selfies in changing room. Weight loss, body image, self-esteem.

Was sind Filter?

Wenn wir von Filtern im Kontext von Social Media sprechen, ist das Prinzip ähnlich wie bei analogen Filtern, wie beispielsweise einem Wasser- oder Teefilter. Aus einem Bild werden vermeintliche Makel, wie Poren, Pickel und Speckröllchen herausretuschiert, sodass das Endergebnis den geltenden Schönheitsidealen entspricht. Frauen sollen schlanke Körper mit ausgeprägtem Po, Busen und Wespentaille haben. Ein definiertes und ebenmäßiges Gesicht, volle Lippen, eine kleine Stupsnase und katzenähnliche Augen. Bei Männern gilt der stählerne Körper, bei dem die Muskeln definiert und klar zu erkennen sind, als attraktiv. Das Gesicht soll markant und kantig sein.

Also ich kenne wenige, die diesen Idealen wirklich entsprechen. Wobei nein, das stimmt nicht so ganz. Auf Social-Media-Seiten und vor allem auf Instagram scheint es viele schöne Menschen zu geben. Woran liegt das?

Filter auf Instagram

Welche Assoziationen haben sie, wenn sie Claredon, Gingham, Valencia oder Lark hören? Denken sie vielleicht an karibische Inseln, Städtereisen oder Hauptcharaktere aus Netflix-Serien?

Sie liegen falsch! Claredon und Co. gehören zu den beliebtesten Filtern auf Instagram. Und es gibt noch viel mehr davon. Das Werkzeug-Repertoire der Plattform umfasst mittlerweile über 40 verschiedene Filteroptionen — mit steigender Tendenz.

Nutzer*innen von Instagram können sowohl Live-Filter nutzen, also das Foto bereits während der Aufnahme verändern, als auch Filter, die nach dem Hochladen des Bildes daraufgelegt werden. Manche Selfie-Kameras von Smartphones haben sogar automatisch einen Weichzeichner eingebaut. Hier werden Filter ganz subtil versteckt und fallen auf den ersten Blick gar nicht auf.

Es braucht keine Expert*innen mehr, die sich mit Bildbearbeitunsprogrammen auskennen, um das eigene Bild zu verändern. Jede*r hat die Möglichkeit, mithilfe von Filterfunktionen — die auf Social Media-Plattformen eingebettet sind — das eigene Foto zu verschönern. Klar ist es ein Fortschritt, dass man ohne Photoshop-Kenntnisse selbstständig Bilder bearbeiten kann. Die Kehrseite der Medaille ist, dass der Druck, Filter zu nutzen, dadurch auch steigen kann und diese dann unerlässlich werden. Die Option, sich schöner präsentieren zu können, kann in eine Pflicht münden, schöner aussehen zu müssen!

Die Macht von Filtern

„Aber das macht doch nichts, ein bisschen an den Farbreglern zu schrauben, die Kontraste zu verändern oder sich Hundeohren aufzusetzen. Außerdem hat mein Kind Spaß daran.“

Das denken Sie sich jetzt vielleicht und Sie haben vollkommen recht damit. Filter bieten so viele Möglichkeiten, der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen und kreativen Ideen Ausdruck zu verleihen.

Neben dem gestalterischen Potenzial von Filtern können diese aber auch dazu genutzt werden, den eigenen Körper und das Gesicht so stark zu verändern, dass man wie eine andere Person aussieht. Und diese andere Person ist noch viel schöner und makelloser als man selbst. Facefilter ermöglichen es, direkte Veränderungen am Gesicht vorzunehmen, wie die Vergrößerung der Augen oder das Schmälern der Nase.

Hier schließt sich der Kreis. Filter können das gesellschaftliche Schönheitsideal stark beeinflussen und dazu beitragen, dass ein Bild erschaffen wird, das auf natürliche Weise gar nicht erreicht werden kann.

#Webinarclip
Ich habe sie kaum wiedererkannt!

Für dieses neue Schönheitsideal, das sich insbesondere auf Frauen bezieht, gibt es sogar einen neuen Begriff — das Instagram Face. Charakteristisch sind Merkmale, wie Stupsnase, definierte Wangenknochen und ein voller Mund — nur vollkommen auf die Spitze getrieben. Ein prominentes Beispiel für das Instagram Face ist das Gesicht der Influencerin Kim Kardashian. Sie hat sich mit ihrem Körper ein Imperium aufgebaut und das Schönheitsbild durch einige chirurgische Eingriffe maßgebend beeinflusst.

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Grundlagen für das Gespräch mit ihrem Kind

All das kann ziemlich anstrengend sein! Ständig nur perfekte Menschen zu sehen, die so unerreichbar wirken. Wie können Kinder und Jugendliche unterstützt werden, um mit diesem Perfektionsdruck umgehen zu können? Wie gelingt der richtige Zugang?
Wir geben ihnen wichtige Tipps für das gemeinsame Gespräch.

  • Gespräche auf Augenhöhe führen
  • offen über eigene Unsicherheiten sprechen und den Kindern damit einen Vertrauensvorschuss geben
  • Gemeinsam Körperideale auf sozialen Netzwerken reflektieren – was ist real und was nicht?
  • Alternative Körper in der analogen und digitalen Welt aufzeigen. Ein Beispiel dafür könnte Celeste Barber sein, die auf humoristische Art und Weise gängige Schönheitsideale von Frauen aufbricht.
  • Die eigene Instagram-Seite als persönliches Museum betrachten und Personen entfolgen, die einem ein schlechtes Gefühl geben.

Sehen sie sich für weitere Tipps, die Aufzeichnung des Webinars Körperideale von Jugendlichen im Netz in voller Länge an.

Weiterführende Links

  • die Arbeitsmaterialien von klicksafe für den Unterricht zum Thema Selfies, Sexting, Selbstdarstellung
  • die Handreichung vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg zum Zusammenhang von Schönheitsempfinden und Algorithmen
  • der Artikel vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg zum Einfluss von Schönheitsidealen auf Jugendliche

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