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22 Dinge, die Eltern über TikTok wissen sollten

Linktipps zu TikTok und Mediensucht

Erschienen am 20. Dezember 2022 · Autor Florian Borns

Viele Kinder und Jugendliche nutzen TikTok. Im Webinar Hilfe, mein Kind ist auf TikTok haben wir über viele Linktipps gesprochen, mit deren Hilfe Sie sich als Eltern informieren können und Bescheid wissen, was die Faszination von TikTok ausmacht, wie Sie Medien­sucht erkennen und welche Rolle Sie als Elternteil bei der Begleitung Ihres Kindes einnehmen sollten. Diese Linktipps haben wir hier noch mal schriftlich für Sie zusammengestellt.

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Zu Beginn ein paar Fakten

  

Früher musical.ly

  1. TikTok ist im August 2018 gestartet, vorher war die Plattform unter dem Namen musical.ly bekannt. Die chinesische Firma ByteDance hat die Smartphone App musical.ly gekauft und mit dem neuen Namen die internationale Expansion weiter vorangetrieben01. Bekannt geworden ist die App mit ihren Tanz- und Lip-Sync-Videos. Mittlerweile sind alle Themen und Gruppen der Gesellschaft dort vertreten. Laut Wikipedia gibt es 1,7 Milliarden01 Nutzer*innen auf TikTok.
  2. Überspitzt formuliert kann man TikTok als Leitmedium von Kindern und Jugendlichen bezeichnen. TikTok hat den 3. Platz bei Jugendlichen in Deutschland hinter WhatsApp und Instagram als meistgenutzte App02.
  

Viralität

  1. Das Besondere an TikTok ist der Fokus auf kurze Videos in Kombination mit dem Algorithmus, dem sogenannten Content Graph. Er spielt das Video in Wellen an die Nutzer*innen aus. Das führt dazu, dass Videos sehr schnell viral gehen können. Meine Kinder (15 und 17 Jahre) kennen Schüler*innen aus ihrer Schule, die bereits Videos mit 200.000 Klicks über Frankfurt oder das letzte Coldplay-Konzert veröffentlicht haben, ohne dass sie eine so große Anzahl an Follower*innen haben. Diese unberechenbare Dynamik kann ein Video Ihres Kindes über Nacht weltweit bekannt machen. Das kann sehr positiv, aber auch sehr negativ sein. Sprechen Sie darüber mit Ihrem Kind, ob es Videos veröffentlichen darf und wenn ja, was damit passieren kann.
  

Das Unternehmen dahinter

  1. ByteDance aus China ist Inhaber von TikTok und spezialisiert auf Künstliche Intelligenz. Es hat eine strategische Partnerschaft03 mit dem Ministerium für öffentliche Sicherheit in China. Es gibt immer wieder Berichte und Bedenken über politische Zensur und Datensicherheit. Ein spannendes Thema für ein Referat in der Schule.
  2. TikTok geht den Jugendschutz mit einer Kombination aus Künstlicher Intelligenz und Online-Moderation an. TikTok löscht ca. 1 Prozent der Inhalte der Plattform. Von April bis Juni 2021 wurden weltweit 81,5 Millionen Videos entfernt04, weil sie gegen TikToks Community-Richtlinien oder die Nutzungsbedingungen verstoßen haben.
  

Tracking

  1. TikTok nutzt geheimes Tracking in seinem In-App-Browser. Alle Tastatureingaben sind dadurch auf dem Smartphone einlesbar. Das gilt auch für Passwörter und Kreditkartenangaben. Das hat der österreichische Datenspezialist Felix Krause recherchiert und öffentlich gemacht05. Die App fügt zusätzlichen Code (JavaScript) auf sämtlichen besuchten Webseiten ein. Hinweis: Die Firma von Felix Krause wurde kürzlich von Google aufgekauft.

Kinder auf TikTok schützen und begleiten

  

Schutzfunktionen auf TikTok

  1. Es gibt bei TikTok einen eingeschränkten Modus06, damit nicht alle Inhalte für Kinder angezeigt werden. Das ist ein Inhaltsfilter auf TikTok selbst.
  2. TikTok hat ein eigenes Portal für Jugendliche07. Dort gibt es Infos darüber, wie Sie Ihr Konto schützen, ein eigenes Profil gestalten können und einstellen, wer zum Beispiel dem Kind Nachrichten schicken darf und wer nicht.
  

Verantwortungsübernahme

  1. Eine Studie von Internet Matters und TikTok08 zeigt, wie Handlungskompetenz das Wellbeing von Jugendlichen unterstützen kann. Reflexion und Verantwortungsübernahme sind dabei zentral. Junge Menschen brauchen hierfür die Unterstützung von Eltern oder Erziehungsberechtigten sowie die passenden Rahmenbedingungen von Seiten der Regierung und der Industrie.
  

Privatsphäre…

  1. Eltern können bei TikTok die Bildschirmzeiten kontrollieren. Es gibt bei TikTok einen begleiteten Modus, der zwei Accounts (Eltern und Kind) miteinander verknüpft, damit Eltern Kinder unterstützen können. Wie Sie diesen begleiteten Modus aktivieren06, erklärt TikTok auf seiner Webseite.
  2. Nicht nur, wie lange wir vor dem Bildschirm sitzen ist wichtig, sondern auch, was wir online tun. Eine Studie von Internet Matters und TikTok08 hat herausgefunden, dass Eltern, die strengere Regeln für den digitalen Zugang ihrer Kinder aufstellten, sich tendenziell darauf konzentrieren, die Bildschirmzeit ihrer Kinder zu reglementieren, während Eltern mit einem nachsichtigeren Umgang mit der Technologie dazu tendierten, offene Gespräche zu führen und sich in größerem Maße positiv in die digitale Welt ihrer Kinder einzubringen. Jede Familie ist anders. Finden Sie Ihren Weg.
  

…und Bildschirmzeiten

  1. Die Privatsphäre kann bei TikTok eingestellt werden. Handysektor erklärt, wie das geht. Das Video zeigt auch, wie der begleitende und eingeschränkte Modus im Smartphone des Kindes aktiviert werden kann.
  2. Das Erlernen der Selbstregulierung geschieht durch eine Kombination aus Versuch und Irrtum und mit der Unterstützung durch Erwachsene. Internet Matters hat
    vier Dimensionen des digital Wellbeing in Familien09 aus den Gesprächen mit Familien in England herausgearbeitet: Entwicklung, Emotion, Körper und Soziales.

Mediensucht erkennen

  

Studienlage …

  1. Die COPSY-Studie10 zeigt, dass mit der Corona-Pandemie 30 Prozent der Jugendlichen unter psychischen Auffälligkeiten leiden. Die SINUS Studie11 drückt aus, was Jugendliche empfinden: Hoher Medienkonsum fühlt sich nicht gut an, aber sie sehen für sich keine Alternative.
  2. Eine Studie der Krankenkasse DAK12 weist nach, dass Spielzeiten von Jugendlichen während der Corona-Pandemie um 75 Prozent gestiegen sind. Das Problem: Die Spieldauer ist seitdem nicht in gleicher Weise wieder gesunken.
  3. 77 Prozent der Eltern in Deutschland sorgen sich um die Online-Sicherheit ihrer Kinder. Der Jugendmedien­schutzindex 202213 macht deutlich, dass insbesondere Eltern von 11- bis 14-Jährigen sich besorgt zeigen.
  

…und Selbsttests

Bei Eltern stehen Kontakt- und Inhaltsrisiken im Vordergrund. Kinder und Jugendliche sorgen sich über das Verhalten anderer wie zum Beispiel in Form von Mobbing und Hassnachrichten.

  1. Wie Eltern Mediensucht erkennen, erklärt Medienpädagogin Beate Kremser in unserem Webinar Hilfe, mein Kind ist auf TikTok. Den Link zur Aufzeichnung finden Sie auch noch mal am Ende dieses Blogartikels.
  2. Der Selbsttest Mediensucht von Juuuport zeigt Jugendlichen, ob Sie vielleicht online-süchtig sein könnten. Der Test lohnt sich auch für Erwachsene.
  3. Weitere Hilfe zu Computerspiel- und Internetabhängigkeit finden Sie unter anderem bei den Universitäten Mainz und Frankfurt und auf der Webseite Onlinesucht-Hilfe.com.

Regeln für den Familienalltag vereinbaren

  

Mediennutzungsvertrag

  1. Rahmenfaktoren sind ein wesentlicher Risikofaktor für Kinder und Jugendliche. Wenn Eltern bestimmte Rahmen und Erwartungen nicht klar setzen, hat das negative soziale und emotionale Auswirkungen für die gesamte Familie. Definieren Sie deshalb medienfreie Zeiten, strukturieren Sie den Alltag und finden Sie mit ihrem Kind Alternativen zur Mediennutzung. Diese sind wichtig für Kinder.
  2. Für gemeinsame Vereinbarungen können Eltern sich zum Beispiel auf mediennutzungsvertrag.de Anregungen holen. Hilfreich ist es, wenn nicht nur Regeln für Kinder, sondern auch für die Eltern vereinbart werden. Unsere Erfahrung aus dem Familienalltag zeigt, dass Vereinbarungen, bei denen beide Seiten etwas Gutes für sich und die Familie tun, sich einfach besser anfühlen und auch konsequenter eingehalten werden.
  

Weiterbildung für Eltern

  1. Der bewusste und stressfreie Umgang mit Medien kann gefördert werden. Wenn Sie Lehrkraft sind, machen Sie einen Elternabend zum Thema und versenden Sie einen Elternbrief zum Schuljahresanfang. Klicksafe bietet umfassendes Material dazu an.

Sie wollen wissen, was Jugendliche an TikTok fasziniert, wie Sie Mediensucht erkennen und Sie in Ihrer Rolle als Eltern Ihr Kind selbstbewusst und kompetent begleiten können?

Schauen Sie sich die Aufzeichnung unseres Webinars Hilfe, mein Kind ist auf TikTok an.

Ihr Autor

Profilbild von Florian Borns

Florian Borns

Referent im Bereich
Recherchekompetenz für Demokratie

Quellenangaben

  1. Artikel über TikTok, Wikipedia, 2022  wikipedia.de/tiktok
  2. JIM-Studie 2022, Jugend, Information, Medien, Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger, 2022  mpfs.de/studien
  3. Institut für Medien- und Kommunikationspolitik, Mediendatenbank, 2022  mediadb.eu
  4. Bericht zur Durchsetzung der Community-Richtlinien, TikTok, 2021  tiktok.com/transparency
  5. Neue Spionage-Vorwürfe gegen TikTok: App kann weiterhin Nutzereingaben tracken, t3n.de, 2022  t3n.de
  6. Mehr Transparenz und Einsichten für Eltern: Der „Begleitete Modus“ von TikTok, TikTok, 2020  newsroom.tiktok.com
  7. Jugendportal, TikTok, 2022  tiktok.com
  8.  TikTokAgency-Report, Internet Matters, PDF, 2022  internetmatters.org
  9. Das Wellbeing von Kindern und Jugendlichen in der digitalen Welt, Children and families’ wellbeing in a digital world: a four-dimensional model, Internet Matters, PDF, 2021  internetmatters.org
  10. COPSY-Studie: Kinder und Jugendliche leiden psychisch weiterhin stark unter Corona-Pandemie, COPSY-Längsschnittstudie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, PDF, 2021  uke.de/copsy
  11. SINUS-Studie im Auftrag der BARMER, SINUS-Jugendforschung, 2021   sinus-institut.de
  12. DAK-Studie: Gaming, Social-Media & Corona, Krankenkasse DAK, 2020  dak.de
  13. Jugendmedienschutzindex 2022, Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter, 2022  fsm.de